29. Apr. 2020
FCG: Wie geht es euch in der momentanen Krise?
Odeeh: Wir sind aufgewühlt, wach und hoffnungsvoll mit kleinen Unterbrechungen. Man ist machtlos, was die gesamte Situation anbelangt — das sorgt für ein gewisses Maß an Gelassenheit. Gleichzeitig sind wir machtvoll im gedanklichen Gestalten von zukünftigen Ideen. Alles in allem: gemischte Gefühle!
FCG: Was ist für euch derzeit am schlimmsten?
Odeeh: Italien ist geschlossen! Unsere wichtigsten Stoffpartner sitzen dort, weswegen wir nicht weiter an der neuen Kollektion arbeiten und produzieren lassen können. Außerdem leiden unsere Händler. Alles ist gewissermaßen blockiert, die unglaubliche Vernetzung der Industrie wird momentan sehr deutlich.
FCG: Wie verbringt ihr die Quarantäne?
Odeeh: Wir kochen, lesen, hören Musik, schlafen, es gibt Netflix. Weil wir auf dem Land leben, können wir immer raus in den Garten und die Natur. Dafür sind wir dankbar. Wir sollten nicht vergessen, dass unsere Quarantäne-Probleme eigentlich Luxus-Probleme sind.Außerdem: Wir arbeiten! Sichtlich gehandicapt und langsamer, aber so gut es eben geht. Wir konzentrieren uns darauf, auf Sicht zu fahren, kurzfristig zu reagieren und verantwortungsvoll mit unseren Partnern und unserem Team umzugehen.
FCG: Welche Auswirkungen wird Corona langfristig auf die Modebranche haben?
Odeeh: Ob sich wirklich wahnsinnig viel ändern wird? Langfristig sind wir uns da nicht so sicher. Bestimmt wird gezwungenermaßen erst einmal eine Verlangsamung eintreten. Aber das „danach“ sollten wir uns gedanklich nicht zu einfach machen. Es wird nicht alles besser, nachhaltiger und fairer werden, das ist illusorisch. Manches aber hoffentlich schon.
FCG: Was wünscht ihr euch momentan?
Odeeh: Dass wir da alle zusammen durchkommen und uns unsere positive Energie erhalten bleibt. Dabei hilft uns unser Handwerk: die Kreativität. Alternativ denken und trotzdem klarkommen, dafür brauchen wir sie jetzt umso mehr.
